Am 26.5 war es wieder soweit. Unsere alljährliche Motorradtour startet. Wolfgang, Andreas und ich fahren am Freitag los, Michael startet morgen mit Anhänger. Wir haben mal wieder das „Finch“ als Zwischenstation gewählt. Wir werden wohl so langsam alt sodass wir immer wieder altbekannte Adressen wählen. An der Gegend liegt es jedenfalls nicht, aber die Gastfreundschaft und die Küche haben wohl gereicht um wieder im „Whisky Hotel“ zu übernachten.
27.Mai
Nach dem Frühstück gehts weiter Richtung Süden. Vor der Passüberquerung machen wir noch eine Pause. Ca. 5km nach dem Gasthof bemerke ich das ich meinen Rucksack dort liegen gelassen habe. Also nochmal zurück, zum Glück liegt er immer noch da wo ich ihn abgestellt hatte.Über das Timmelsjoch geht es nach Italien. 50 km vor dem Ziel erwischt es mich. In einer Rechtskurve schmiert das Heck weg. Im ersten Moment habe ich an Dreck auf der Strasse gedacht. Ich kann die Englische Lady noch abfangen und lasse sie ausrollen. Plattfuß ! Mist, Schlauchreifen, was nun? Ein wenig weiter bergab kommt eine Mini Tankstelle. Nach verschiedenen Überlegungen entschliessen wir uns es mit Reifenpilot zu versuchen. Der sehr nette Tankwart hilft uns auch noch mit ein paar Tipps. Ich habe aber wenig Hoffnung. Wir bekommen den Reifen wieder befüllt und machen uns vorsichtig auf die Weiterfahrt. Auf einer Schnellstrasse (bin die ganze Zeit auf dem Seitenstreifen gefahren weil der Druck immer geringer wurde und das Heck immer heftiger herum eierte) war dann Schluß. Das ganze hat uns sage und schreibe ca 15 km näher ans Ziel gebracht. Neben der Schnellstrasse haben wir dann glücklicher weise ein Cafe vorgefunden. Pause, Micky anrufen, er ist schon am Hotel, er lädt noch seine Maschine ab und kommt uns dann abholen. In der Zwischenzeit kümmern sich einige Italiener eifrig darum uns zu helfen. Wir lehnen dankend ab. Also erst mal einen Cappuccino, auf einmal machts „Rummmms“. Die Thruxton liegt auf der Seite, der Wind hat die Kiste, weil sie durch den Plattfuß zu gerade stand, umgepustet. Verdammter Mist, Stimmung bei mir auf dem Nullpunkt angekommen. Schäden: Kratzer im rechten Motordeckel, rechter Spiegel Halterung gebrochen. Die Jungs versuchen mich wieder aufzubauen, die Aussicht auf ein kühles Blondes hellt meine Laune etwas auf. Irgend wann kommt Micky mit dem Anhänger und wir machen uns endlich auf den Weg Richtung Hotel.
Das due Spade macht einen familiären Eindruck, Bierterasse direkt an der Strasse, Tiefgarage ist für die Motorräder nur über einen Lift zu erreichen.
3.Tag Sonntag
An die Reifenreparatur ist heute nicht zu denken. Den Spiegel tüddeln wir irgendwie mit Panzerband und Kabelbinder wieder an den Lenker Die Anderen erklären sich solidarisch und wir legen einen Spaziertag ein. Runter an den See. Da ist richtig was los. Ruderwettkampf. Wir finden eine Seeterasse und schauen dem Treiben ein wenig zu.
4. Tag Montag der 29. Mai
In Pergine Valsugana, ein paar Kilometer nördlich vom See, bekommen wir tatsächlich einen neuen Schlauch. Leider muss auch der Reifen erneuert werden. Die Schäden sehen sehr seltsam aus. Der Schlauch ist an der Flanke defekt als ob er gescheuert hätte, am Reifen sind scharfe Schnitte zu erkennen. Na, ja egal. Hauptsache es geht weiter. Gegen 11:30 kommen wir endlich zum Motorrad fahren. Wir sind uns einig und fahren direkt mal zur Kaiserjägerstrasse. Die fängt ja schliesslich direkt in der Nähe vom Hotel an. Bähmmm, Strada Chiuso vom 29.5- 9.6
Das gibts doch nicht, spielt denn diesmal alles gegen uns ?!!
Ok, wir entscheiden uns die Gegend Richtung Osten zu erkunden. Ein wenig mit der Hoffnung über einen Umweg noch auf die Kaiserjägerstrasse zu kommen. Vergeblich, kein Zugang möglich und zudem erweist sich die östliche Seite als wenig variabel. Die SS47 entpuppt sich als hässliche Schnellverbindung Richtung Osten. Die Möglichkeiten nach Süden oder Norden abzuzweigen sind anscheinend sehr begrenzt und wir entscheiden uns zur Umkehr. (An den folgenden Tagen haben wir dann aber doch noch einige schöne Passagen östlich des Sees entdeckt. Hier zeigte sich wieder, das gutes Kartenmaterial immens wichtig ist)
Das wir an diesem Tag dann doch noch bis Limone am Gardasee gefahren sind, ist vielleicht auch dem Ruhetag zu verdanken.
5. Tag Dienstag 30.Mai
Nachdem wir uns dann die östliche Seite mal genauer auf der Karte angeschaut haben entschliessen wir uns heute die Runde über den Manghen Pass zu starten.
Über die SS47 gehts bis etwa Roncegno, der Ort liegt nördlich der Strasse und führt dann zur Auffahrtmöglichkeit des Manghen Passes. Der erweist sich als besonders schön. Eng und anspruchsvoll wenn man es zügig versucht. Empfehlenswert ist aber hier besonders auf „Sicht“ zu fahren. Eine Binsenweisheit, ich weiß, aber nach dem ersten von ca 4 Kieslastern ist mir das auch wieder deutlich in den Kopf geschossen. Gefühlt waren noch ca. 160mm der Fahrbahn für uns. Eine Reifenbreite! Ich weiß gar nicht wie die Anderen ihre Segelstangen an dem Monstrum vorbei bekommen haben. Kompliment an die Jungs. Auf der Passhöhe gibt es in einem sehr urigen Gasthof einen Cafe und zwei T Shirts als Andenken.
6. Tag Mittwoch 31.Mai
Für heute haben wir, Micky würde ohne Scham von einer Riesenrunde sprechen, eine schöne Runde zum Passo San Boldo über eine südlich der SS47 verlaufende Route über Asiago, Valdobbiaadene und Follina geplant. Der San Boldo windet sich recht spektakulär durch einige Tunnelkehren den Berg hinauf. Teilweise sehr eng und Ampelgeregelt. Er liegt ca. 10km westlich der A27 etwa in Höhe der Stadt Vittorio Veneto.
Rückfahrt in nördlicher Richtung am Lago del Mis vorbei, dann eigentliche Planung über den Rolle Pass, was wir dann aus Wetter Gründen mit dem Passo Brocon abgekürzt haben. Der führt uns dann wieder auf die SS47 wo wir dann fast einen heftigen Wolkenbruch abbekommen. Eine Tankstelle rettet uns. Die ganze Runde war dann etwa 350 km lang ;-)) Mit dem Rolle Pass wären es vermutlich nochmal 50 km mehr geworden. Ok, dann hätte man von einer grossen Runde sprechen können!
7. Tag Donnerstag 1.Juni
An unserem letzten Tag hier in Caldonazzo hatte ich mir eigentlich eine südlich verlaufende Route um den Monte Baldo vorgenommen. Also grob vom See aus südwärts bis etwa zu dem Ort Schio, dann westwärts Richtung Gardasee südlich an dem Naturpark della Lessina vorbei. Irgendwie habe ich das aber verpeilt und wir sind zu früh wieder Richtung Nordwesten abgedriftet, sodass wir zu weit nördlich der geplanten Route gelandet sind. Die eigentliche Route nehme ich mir dann 2018 nochmal vor.
Aber die Tour sollte sich auch als sehr schön erweisen. Empfehlenswert: die Strecke westlich der SS 46 die von Schio in Richtung Roveretto jede Menge Kurven, kleine Örtchen und nicht zuletzt die spektakulär in den Fels gebaute Eremo di San Colombano bietet. Von Roveretto aus machen wir noch den Abstecher über Mori auf den Monte Baldo mit vernebeltem Blick auf den Gardasee. Beim nächsten mal sollte man noch Wanderschuhe mitnehmen. Sehr schöne Gegend oben auf dem Berg.
Nach der Kaffepause oben auf dem Gipfel fällt mir dann ein Riß im Drehzahlmesserglas auf. Verdammt, so wie es scheint ist mir von der Felswand, vor der ich geparkt habe, wohl ein kleiner Stein auf die Armatur gefallen. Na ja, jetzt ist mir das auch noch egal. Übermorgen sind wir wieder zuhause, dann werde ich erst mal Wunden lecken und die Thruxton wieder auf Vordermann bringen.